Vorab: Es ist kein
professioneller Test einer dafür gegründeten Institution (und
begründet demzufolge auch keinen Rechtsanspruch gegen mich, falls
ich etwas Falsches gesagt haben sollte), es ist auch kein Test zu
Werbezwecken und auch kein Test an einem fabrikneuen Rad. Das Rad ist
als „gebraucht“ gekauft, allerdings von einem Händler, der das
Gerät im Verleih hatte, bzw. als Vorführgerät. Es ist mir auch
nicht bekannt, wie viele Kilometer, Stunden, Tage das Rad benutzt
wurde, wie sehr es strapaziert wurde, wie viele Ladezyklen der Akku
erlebte und wie viele Kilowattstunden er bereits akkumulierte und
wieder frei gab. Es ist mir auch nicht bekannt, ob irgendwelche
Reparaturen vorgenommen wurden. Gekauft wie gesehen bedeutet für
mich: Das Rad ist top und wie neu, es ist vom Händler „um die
Ecke“ und er räumte mir immerhin noch ein Jahr Garantie fürs Rad
und ein halbes Jahr für den Akku ein. Der 10-Ah-Akku wurde übrigens,
nach dem ich erklärte, was ich mit dem Rad vor habe, noch gegen
einen 18-Ah-Akku getauscht, gegen Aufpreis, versteht sich. Das vorhin
geschriebene bezieht sich auf diesen Akku. Ich konnte das Rad vorher
für eine Stunde testen, was ich ausgiebig tat, in dem ich ein paar
mal den nächsten Trümmerberg rauf und runter gefahren bin.
Hier noch ein zweiter Test: Das Pedal-Heimkraftwerk Cougar
Das Pedelec:
Hersteller Kalkhoff
28er Herrentourenrad Agattu XXL Pedelec C
Baujahr 2010, ein
Vorführgerät vom Händler im tadellosen Zustand.
Gesamtgewicht 25 kg
Mittelmotor Bosch
Akku 18 Ah; 25V
Ladegerät Input
220-240V; 50/60 Hz; 62W
Output 29,3V, 1,8A
Ladezeit etwa 5
Stunden
Scheibenbremse
Achtgang-Naben-Schaltung
Drei
Unterstützungsstufen, eine Einfache Anzeige des Ladezustandes mit
drei LED, Ladezustandsanzeige am Akku mit 5 LED, insgesamt also eine
recht spartanische Ausstattung, was die Elektronik betrifft.
Bedienungsanleitung:
Die Reichweite wird für den 18Ah-Akku unter "optimalen Bedingungen" mit 140 km angegeben. "Im gemischten Betrieb ist eine Reichweite von ca. 85 km zu erwarten."
Die Teststrecke:
Entfernung zwischen
Start und Ziel 40 km; 13 Ampeln, zwei Eisenbahnüberführungen, eine
Endmoräne, ein tiefes Tal runter und wieder hoch, Höhendifferenz zwischen Start und Ziel 60
m (Ziel liegt höher).
43%
Ortsdurchfahrten; 50% Radwege (davon wieder 50% außerhalb der
Ortschaften und im besten Zustand).
Die Strecke wird in der Regel hin und zurück an einem Tag gefahren.
Die Strecke wird in der Regel hin und zurück an einem Tag gefahren.
Die Testfahrten
1. Fahrt
Ich fuhr bei
mittlerer Unterstützung (1:1), ohne Gegenwind im 8. Gang.
Marschgeschwindigkeit auf freier Strecke etwa 27km/h, bergauf 20km/h,
bergab mit ausgeschalteter Unterstützung. Nach etwa 20 km erlosch
die erste LED der Ladezustandsanzeige, Tempo und Unterstützung
wurden beibehalten. Der Akku wurde am Ziel nicht nachgeladen. Bei der Rückfahrt fuhr ich lediglich mit
einfacher Unterstützung, also Stufe 1, bergauf mit 15km/h, auf
freier Strecke max. 24. Bei der Ankunft zu Hause brannte immerhin von
den fünf LED des Akku noch eine, was noch eine Reserve zwischen 10% und 20% bedeutete.
Die Hinfahrt
(bergauf) dauerte etwa 1:45 Stunden, die Rückfahrt
(bergab) nach einem anstrengenden Tag immerhin 1:55. Zurück fuhr ich anfangs mit
mittlerer Unterstützung, als nach weiteren 15 km allerdings das Verlöschen der zweiten LED anzeigte, dass nur noch ein Drittel Saft im Akku sein kann, nahm ich nur noch die 1. Unterstützungsstufe und blieb bei den empfohlenen 22km/h. Nach den insgesamt 86 km fühlte mich weniger beansprucht, als nach einer einfachen Fahrt (43km) ohne
Motorunterstützung.
Erster Eindruck: Der
Motor greift mit der ersten Pedalumdrehung. Es lässt sich sportlich beschleunigen. Bei 25km/h soll sich der Motor von selbst abschalten, was man aber nicht bemerkt, weil er schon ab etwa 22km/h langsam seine Unterstützung
reduziert. Detailliert findet sich das in der Betriebsanleitung – weil das mit jedem Unterstützungsgrad und jedem
gewählten Gang früher oder später geschieht. Während der Fahrt lässt sich – bis auf die
Beschleunigung – nicht feststellen, ob der Motor unterstützt oder
nicht. Denn der Motor ist nicht
zu hören. Das gewohnte Schnarren der Postpedelecs fehlt hier, und wird auch nicht kommen, weil dieses Pedelec ja kein brandneues mehr ist.
Zu jeder Zeit kann ich intensiv und mit ganzer Kraft treten oder eben auch mit halber. Auf ebener Strecke gelingt mir dabei, obwohl die Unterstützung längst abgestellt sein sollte, das zügige Fahren mit weit über 25 km/h. Bergab macht sich allerdings die geringe Variabilität der Schaltung bemerkbar: ab 35km/h wird das Treten sinnlos, weil man mit dem Kurbeln nicht hinterher kommt. Andersrum habe ich noch nicht probiert, ob ich mit dieser Schaltung auch ohne Motor einen Berg hinauf komme.
Zu jeder Zeit kann ich intensiv und mit ganzer Kraft treten oder eben auch mit halber. Auf ebener Strecke gelingt mir dabei, obwohl die Unterstützung längst abgestellt sein sollte, das zügige Fahren mit weit über 25 km/h. Bergab macht sich allerdings die geringe Variabilität der Schaltung bemerkbar: ab 35km/h wird das Treten sinnlos, weil man mit dem Kurbeln nicht hinterher kommt. Andersrum habe ich noch nicht probiert, ob ich mit dieser Schaltung auch ohne Motor einen Berg hinauf komme.
Weil ich in die
Dämmerung kam, habe ich nach dem Licht gesucht – und keins
gefunden. Gebrauchsanleitung? Ja, online und digital, aber weil nur mit Notrufhandy bestückt, nicht auf dem Rad.
Die 3. Fahrt
wurde zum Härtetest,
weil ich etwa 15 Kilo zu transportieren hatte und leichter Gegenwind
herrschte. Zudem stellte ich auf der Rückfahrt fest, dass der
Reifendruck sich in den vier Wochen seit dem Kauf halbiert hatte. Zum
Glück hatte ich einen Adapter gekauft und konnte an der nächsten
Tankstelle (also mitten auf der Rückfahrt) die Reifen auf die
empfohlenen 4 bar bringen.
Hinzu erlosch die erste LED der drei Lampen bereits nach 15 km, die zweite LED
erlosch nach etwa 50 km und ich musste auf die Empfehlung des Werkes
zurück greifen: kleinste Unterstützung, nicht mehr als 22km/h.
Nachdem der Reifen wieder prall war, fuhr es sich
spürbar leichter. Teilweise kam ich auf gerader Strecke auf 25 km/h, wobei ich gelegentlich den Motor abstellte. Die Überraschung: mit
abgeschaltetem Motor fuhr es wenigstens mit sanftem Wind von Hinten nicht schwerer als sonst, mit dem normalen Rad und lasch aufgepumpten Reifen.
Auch mit eingeschaltetem Licht keine spürbare Veränderung. Der Strom kommt aus dem Nabendynamo, es sollte sich also schwerer fahren, tat es aber nicht.
Bei Ankunft das
gleiche Ergebnis wie bei der ersten Fahrt: es waren mehr als 10%
Reserve vorhanden, der Fall also, dass sich der Motor von selbst
abstellt, trat nicht ein. Allerdings glaube ich gespürt zu haben, dass der
Motor im letzten Viertel der Tagesfahrt und angesichts des fast leeren Akkus doch etwas seine
Unterstützung zurück nahm. Dass ich aber eteas schwerer trat, kann aber auch daran gelegen haben, dass ich etwas weniger frisch war, als noch am Morgen.
4. Fahrt
Die Hinfahrt mit
vollem Einsatz, bei Gegenwind etwa Windstärke 4, mittlerer
Unterstützung und auf freier Strecke im 8. Gang.
Zeit 1:50; Akku
Rest: ca. 20%
Nach etwa 15 km
erlosch die erste LED, am Ziel brannte nur noch eine (von drei).
Am Ziel etwa 4
Stunden am Benzingenerator geladen. Reifendruck auf 4 bar gehoben.
Rückfahrt mit
weniger Einsatz, dafür bei starker Motorunterstützung. Windstille.
Nach 10 km erlosch
die erste LED. Auf freier Strecke 8. Gang, ca 28km/h. Bergauf 5.
Gang, ca 15 – 22km/h. Am Ziel brannten noch immer 2 LED (von drei).
Rest: 50% (3 von 5 LED brannten).
Fahrzeit 1:40h
Ladezeit zu Hause
etwa 4:20h
Gesamtladezeit des
Tages etwa 8:20
Gesamtfahrtzeit etwa 3:30
Gesamtstrecke 80 km
5. Fahrt: Der Vergleiche
Start (Wohnungstür) 8:52
Abfahrt unten 9:01
Ankunft 10: 52
Fahrplan des Busses:
Abfahrt 9:17 plus 20 Minuten Fußweg plus 5 Minuten Sicherheit
Ankunft 10:37 plus 15 Minuten Fußweg
Ich verlasse zur
gleichen Zeit, wie sonst, als ich noch zum Bus ging, die Wohnung.
Früher ging ich durch die Haustüre auf die Straße, jetzt stelle
ich mein Gepäck im Hausflur ab, schließe den Keller auf, wuchte das
Pedelec über die verdammt enge Treppe nach oben, wobei ich aufpassen
muss, dass ich mir nicht das Rücklicht abschlage oder der Putz das
Rad zerkratz, schiebe es teilweise über die Stufen nach oben, weil
das Alu-Rad auch ohne Akku noch 5 Kilo mehr wiegt, als mein altes
Tourenrad aus Eisen. Dann baue ich den Akku an, hänge die Taschen
ein, die mal wieder etwas klemmen, so dass ich die Schrauben … Sie
kennen das … Der Reifen ist O.K., wie Vollgummi aus Eisen,
jedenfalls, kann ich meine Daumen nicht eindrücken. Als ich endlich
aufsteige, ist soviel Zeit vergangen, dass ich den halben Weg zum
Busbahnhof schon gelaufen wäre. Aber ich gehe dorthin ja nicht auf
den letzten Drücker, sondern so, dass ich nicht noch mit Gepäck
rennen muss, ich habe also noch eine Chance. Die ergibt sich auch
daraus, dass die Bus noch eine Schleife fahren muss, mit zwei
Haltestellen, an denen er immer hält, nicht weniger Ampeln hat als
ich, eher mehr und mein Weg die Abkürzung ist.
Noch vor der
Stadtgrenze sehe ich den Bus aus der Zielrichtung. Es gibt in der
Stadt eine enge Stelle, da fahren sie so dicht und so langsam
aneinander vorbei, dass sie gelegentlich stehen bleiben und sich über
dies und das auszutauschen. Das liegt nur zwei Ampeln und zwei
Abzweige hinter mir, der Bus sollte mich gleich überholt haben. Als
der Radweg vor mir verendet, halte ich an und streife mir die
Warnweste über. Sicher ist sicher. Die Bundesstraße ist schwer
befahren, seit sie ausgebaut wurde, natürlich ohne Radweg. Ich
wittere nach hinten, aber kein Verfolger, auch kein Alter Ego das im
Bus sitzend mir den Stinkefinger zeigt.
Auch im nächsten
Dorf bleibe ich ungeschlagen, ich stürme auch die Endmoräne hoch,
ohne, dass der Bus hinter mir eine Schlange bildet. Erst als ich oben
bin, rauscht es neben mir und der Bus zieht vorbei. Die Strecke ist
hier leicht abschüssig, was mich Fahrt aufnehmen lässt. So etwa 30
Stundenkilometer. Noch abschüssiger geht es in die nächste Stadt
hinunter ins Tal der Spree, für mich gibt’s keine Bremsen, ich
beschleunige, bis das Trampeln keinen Sinn mehr macht.
Aber an der
Kreuzung, von wo der Bus nach dem gewerkschaftlichen Pause auf dem
dortigen Bubahnhof mir entgegen kommen sollte, ist vom Bus weit und
breit nichts zu sehen. Ich gehe den Angstberg an, manchmal, wenn es
gar zu heiß und zu gegenwindig war, hab ich dort auch schon mnal
ganz unehrenhaft geschoben, jetzt zieht mich der Motor im Gang 7 fix
nach oben. Da endlich sehe ich einen roten eckigen Punkt am Horizont.
Sollte das der Bus sein? Am Ortsende ist ein großes Werk mit eigenen
Busbahnsteigen, die aber nur der Bus nutzt, sonst niemand. Zum Werk
muss der Bus links abbiegen, dann einmal links schwenken, noch einmal
rechts, dann scharf links und zweimal rechts und spätestens dort
taste ich sichernd nach meiner Kotztüten.
Und an eben jener
Kreuzung taucht er wieder auf und muss gleich an der nächsten
Haltestelle stehen bleiben. Ein Kilometer vor mir. Das spornt an.
Aber ich schaffe es nicht, eine Nase weit vor mir fährt er an und
verschwindet hinter der nächsten Bahnhofsbrücke.
10:37 hat er sein
Ziel erreicht, ich erreiche mein Ziel erst 10:52. Die Differenz von
15 Minuten dürfte aber kaum reichen, um mein Alter Ego vor mir am
Ziel erscheinen zu lassen, ein Typ, den ich nicht leiden kann, weil
er gerne in der Hängematte den Whiskey, den er nun mal nach einer
Busfahrt braucht, schlürfen muss.
Fazit, leider, ich
bin nicht schneller sondern auf die Minute genau gleich.
Dafür ist mir nicht übel. Auf Betriebstemperatur gebracht mach ich jetzt das, was ich
immer schon tun wollte ...
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